Auf den höchsten Berg der Pfalz - den Donnersberg

Ich hatte eine ziemlich kurze Nacht. Um sechs Uhr klingelt mein Wecker. Es ist Sonntag. Muttertag. Mein Tag ist voll durchgeplant. Nichts mit ,,ich drehe mich eben noch mal kurz um". Ich packe in Eile alles Nötige ein - dieses Mal sogar Kaffee in meiner Thermoskanne - und los gehts. Es sollen heute siebenunzwanzig Grad werden. Meine rote dicke Jacke lasse ich direkt hier. Die Tour, die ich laufen möchte, hat etwa vierzehn Kilometer. Ich habe sie ausnahmsweise mal nicht aus einem meiner roten Büchlein. Ich habe einfach bei Google eingegeben: Wandern Pfalz - und siehe da, auf Pfalz.de (https://www.pfalz.de/de/route/kastanienweg-am-donnersberg) bin ich fündig geworden. Ich lade mir noch schnell die Daten auf meine Uhr und schreibe mir die Adresse des Startpunktes auf. Navi läuft. Eine Stunde zwanzig. Ankunftszeit: Neun Uhr. Mh..ich hätte noch früher aufstehen sollen. 

Der Himmel ist jetzt schon strahlend blau. Es ist jetzt schon warm. Neunzehn Grad zeigt mir mein Auto an - und das um nicht mal acht Uhr. Habe ich genug Wasser dabei? Mal sehen.

Um kurz vor neun komme ich an besagtem Startziel an - hm..privater Parkplatz eines Restaurants. Ernsthaft? Hier kann ich doch nicht parken. Ich frage zwei ältere Herren, die so aussehen, als würden sie hier wohnen, wo ich mich am besten hinstellen kann. Ein Stück weiter hoch die Straße - da ist ein Wanderparkplatz. Na also, das hört sich doch gut an. Wir unterhalten uns kurz. Sie wollen wissen wo ich hin möchte. ,,Na hoch auf den Donnersberg" sage ich. ,,Auf den Donnersberg? (...ich bin kurz verwirrt...wo sollte ich denn bitte hier sonst hin?) Direkt? Wo laufen sie denn lang?" - jaaa...das weiß ich gar nicht so genau. Die Beschreibung sagt, ich soll der Nr. 4 folgen. Mein Rundweg heute. ,,der 4 nach" ,,und wo geht die lang?"(ich lasse mir nicht anmerken, dass ich absolut keinen Plan habe wo die Reise heute hingeht außer nach oben) ,,na einmal drumherum und dann nach oben" - ja, die Herren haben mich genauso fragend angeschaut, ob ich weiß was ich hier eigentlich tue, wie ich es mir in dem Moment gedacht habe. Nicht mal den Kartenausschnitt hatte ich mir ausgedruckt. Ich verlasse mich also absolut auf die Beschilderung und die Navigationstalente meiner Uhr. 

Am Wanderparkplatz steht zum Glück ein Schild mit den Rundwanderwegen.

Kurz überlege ich statt der 4 die 7 zu laufen - welche noch mal drei Kilometer länger ist. Ich belasse es ausnahmsweise bei meiner 4. Keine Spontanitäten heute. Mein Tag ist getacket. 

Nun denn los geht die wilde Fahrt. Es geht bergan (wie die meiste Zeit an diesem Tag) und durch den Wald. Kurz nach meinem Start huscht etwas über den Weg. Ein Eichhörnchen. Ich schaffe es sogar ein Foto zu machen. Sehr cool. Läuft. Weiter gehts. 

Ich trage bereits nur mein Shirt. Und ich schwitze. Sehr. Trinkschlauch? Nein. Sonnencreme? Ja und die werde ich brauchen. Viel davon. 

Es geht überraschenderweise direkt hoch zum Highlight der Tour. Ich bin aber ganz dankbar drum, denn es ist sehr steil und die Sonne knallt bereits. 

Von dort oben hat man einen herrlichen Blick. Ich stehe direkt vor dem Adlerbogen und genieße den Blick. In diesem Moment denke ich, das sei schon der höchste Punkt. Weit verfehlt, meine Liebe. Weit weit verfehlt.
Ich bleibe dort am Adlerbogen eine Weile auf der Bank sitzen. Es ist mittlerweile zehn Uhr. Ein paar Wanderer sind mir begegnet, aber alles in allem ist es dort oben recht leer. Für meine Verhältnisse bleibe ich recht lange dort und mache meine Pause. 


Über schmale, steinige Waldpfade geht es immer weiter nach oben (nein...ich bin scheinbar wirklich noch nicht am höchsten Punkt). Durch einen keltischen Skulpturenpfad mit Kunstobjekten und weiteren schönen Ausblicken geht es wieder etwas auf breiten Waldwegen eine Weile weiter. 

Nicht mehr ganz so steil (toll). Ich komme zu einem Türmchen. Nebendran ein Kiosk. Der Mann, der dieses offenbar betreibt, baut gerade auf und sagt mir, ich könne zwischen zwölf und dreizehn Uhr auf den Turm. Aber nur mit Anmeldung aufgrund von Corona. Ich lehne dankend ab. Heute nicht. Trinken und Essen kann man dort aber auch. Tja, ich muss weiter. Mal runter, mal hoch, komme ich schließlich wirklich zum höchsten Punkt des Donnersberg. Und dort stehe ich und genieße den Blick. Ein paar Fotos und wieder herunterkraxeln. Ab nun geht es bergab - vorerst. Verwurzelte, teils steinige Waldpfade und -wege. Auch kommt nun ein starker Wind auf, der mich wieder etwas herunterkühlt nach den doch steilen Aufstiegen.


Unten angekommen geht es am Waldrand entlang durch ein Tal. Ein wenig geteerte Straße zur Abwechselung. Pferde. Wiesen. Und diese unermüdlich, scheinende Sonne. Nochmal eincremen. Ich hätte gerne mal eine Bank. Eine kurze Trink- und Esspause. Aber die, die ich finde ist belegt. Na klasse. Nun geht es wieder in den Wald. Hoch. Es geht hoch. War ja klar. Mir ist echt warm. Und dann....finde ich den perfekten Ort. Eine Bank. Neben einer Tränke mit Wasser. Erstmal die Arme und den Nacken kühlen. Kaffee, Wasser, Essen. Ein Träumchen. Und so sitze ich einfach da und höre dem Geplätscher zu. Zwischendrin rauschen die Blätter der Bäume vom Wind. Und ich kann mich für einen Moment ausruhen. 

Leider muss auch diese Pause ihr Ende finden. Ich habe noch einige Kilometer vor mir und die Zeit drängt. Beim Fotografieren oben ist mir doch eine Menge Zeit verloren gegangen. 

Ich überquere eine Straße und komme an einem anderen Wanderparkplatz heraus. Folge weiter meiner 4 und steil bergauf in den Wald. Sehr steil. Moment mal, irgendwas kann hier nicht stimmen. Meine Uhr meldet sich ebenfalls zu Wort - "Routenabweichung". Ich schaue mich um. Keine 4. Andere Zeichen, aber keine 4. Oh nein, bitte nicht. Ich bin außer Puste und stehe da. Am Hang. Runter? Aber wo hätte ich da abbiegen sollen? Weiter hoch? Ich entscheide mich für weiter hoch. Und komme oben an. Und merke - hier bist du falsch. Ach verdammt, und wieder runter. Bis nach ganz unten. Wo....oh. Da ist die 4 und darunter der Pfeil nach links in einen kleinen Pfad am Waldrand entlang. 

Ich bin rechts in den Wald gelaufen. Ich folge nun dem Waldrand und komme an einer Koppel mit Pferden und einem ziemlich bewachsenen, verzausten Schaf vorbei, das die Pferde ärgert. Ich bin genervt und k.o. Die Strecke gerade einmal hoch hat mir den Rest gegeben. Wann ist diese Tour bitte endlich vorbei? Mir war schon klar, dass ich extra Kilometer hinzufügefügt habe. Zu Beginn habe ich mich nämlich auch schon einmal verlaufen (habe die 4 nicht gesehen). Ich laufe nun wieder durch den Wald. Geradeaus, mal runter, dann wieder ein bisschen hoch, aber doch meist runter. Mal enge Pfade, mal breite. Einige Schnakenstiche werde ich sicherlich heute Abend auch haben. Hier summt es nur so. Eine gefühlte Ewigkeit folge ich diesem Pfad. Links um den Berg herum. Und dann...endlich...ein Ende in Sicht. Aus meinen 14 Kilometern sind knappe 18 Kilometer geworden. Herzlichen Glückwunsch. 

Fazit: Mein Rucksack heute war viel zu schwer und zu groß. Das Wetter zu warm bzw. ich zu spät dran. Aber seis drum. Das war mit Abstand die schönste Tour seit langer Zeit und ich werde hier definitiv noch einmal herkommen. Die Tour bietet unglaublich Panoramablicke und muss unbedingt mit viel Zeit gelaufen werden - damit man überall die Aussicht auf den zahlreichen Bänken dort oben genießen kann. Die meiste Zeit läuft man auch im Wald und am Waldrand im Schatten. Dennoch - oben und auf den Wiesenwegen scheint die Sonne unermüdlich, weswegen diese Tour nicht unbedingt im Hochsommer - und wenn dann sehr früh gelaufen werden sollte. Schon allein, weil die steilen Anstiege sehr anstrengend sind.








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