Burg Rieneck - Spessart

Ich beschließe statt der dreißig Kilometer Tour nur eine zwanzig Kilometer Tour zu wandern - im Spessart - beginnend bei der Burg Rieneck. Da das Wetter sonnig und nicht zu warm ist, wähle ich extra eine Tour bei der ich nicht wieder nur durch den Wald laufe, sondern tatsächlich auch etwas Sonne abbekommen werde. Sonnencreme ist bereits im Auto und somit steht einem sonnenbrandfreien Tag nichts im Wege. Dieses Mal packe ich schon gar nicht meine rote dickere Jacke ein sondern belasse es bei einem Top, einer dünnen langärmeligen sowie meiner Fleecejacke. Lange Hose und Socken sind Pflicht - dennoch packe ich die kurzen Hosen mit ein (man weiß ja nie). Des Weiteren habe ich noch schnell eine Wasserflasche gekauft (diese passen auf den Trinkschlauch bzw. umgekehrt) und zwei Brötchen für unterwegs. Datteln, Nüsse und ein paar Äpfel - das sollte reichen. 

Ich bin an diesem Morgen früh wach und top organisiert. Schnell die GPS-Daten auf die Uhr laden und währenddessen meine Kamera laden. Handy lädt unterwegs im Auto - die Fahrtzeit ist nämlich lang genug. Etwa eine Stunde und zehn Minuten beträgt die Fahrtzeit und somit ist diese Strecke eine der äußeren des Spessart und am weitesten weggelegene von mir. Egal, die Tour ist als TOP-Tour im Wanderbuch markiert und ich bereit. 

Während der Fahrt sehe ich direkt weitere schöne Touren (u.a. im Jossagrund), die ich beim nächsten schönen Wetter wandern werde. Über schlängelnde Landstraßen und kleine Ortschaften, vorbei an malerischen Wiesen und Feldern geht es zur Burg Rieneck - also eigentlich. Denn im Ort geht sofort rechts hoch eine sehr schmale, steile Straße nach oben. Mein Navi sagt ich soll genau diese nehmen. Da ich aber tatsächlich keine engen Straßen mit unbekannten Wendemöglichkeiten mag, fahre ich weiter und versuche mein Glück nach einer Parkplatzsuche woanders. Nicht ganz leicht, da der Ort Rieneck nun wahrlich nicht besonders groß und schon gar nicht mit breiten Straßen ausgestattet ist. Ich folge dem Schild zum Kindergarten und Jugendzentrum und erhoffe mir dort eine Parkmöglichkeit zu finden. Den Weg zum Ausgangspunkt am Rathaus (nicht unweit der Burg) werde ich wohl finden. 

Ich parke also im Wohngebiet und laufe nach unten. Meine Uhr navigiert mich zwar, aber mein Buch habe ich dennoch immer in der Hand. Ich mag es die Karte zu sehen, den Text zu lesen und den entsprechenden Beschilderungen zu folgen. Die Navigation dient lediglich der Unterstützung. Es geht erstmal aus Rieneck raus, über eine Brücke und einen Kreisel und vorbei an einem Sportplatz entlang der Sinn. Eine Weile der Flussauen entlang. Das Wasser hat etwas sehr beruhigendes und die Sonne erledigt ihren Rest. Es wäre traumhaft gewesen, wenn ich nicht so dringend auf Toilette gemusst hätte. Ja, so eine offene Flur hat etwas schönes, ist aber für gewisse Dinge äußert unpraktisch. Ich genieße dieses Stück des Weges also nur mäßig, denn eigentlich hoffe ich mir, dass ich bald im Wald bin. Toll, da suche ich mir endlich eine Tour raus, in der ich nicht nur im Wald bin und dann kann ich es kaum abwarten in den Wald zu kommen...Klasse Leistung an dieser Stelle. Nunja. Es geht weiter unter einer Brücke hindurch und wieder raus aufs offene Feld entlang des Flusses.

 














Nach etwa einer halben, dreiviertel Stunde geht es nun bergauf - hinein in den Wald. Endlich. Ein steiler kleiner Pfad (Nonnenpfad) führt nach oben und durchgängig nach Schönau ins Kloster. 





Die erste Gelegenheit mich hinter ein paar Bäumen zu verstecken gehört nun also mir und es geht ab jetzt wesentlich leichter und entspannter weiter. Denke ich. Denn ab jetzt geht es nicht nur noch steil den engen Pfad hinauf, sondern ich sehe überall tiefe und vor allem frische Wildschweinspuren. Mir ist bisher noch kein Mensch begegnet und ich hoffe inständig, dass mir auch kein Wildschein begegnet. So geht es nun eine ganze Weile weiter bis ich irgendwann wieder auf einen etwas breiteren Waldweg komme, der nach einer kurzen Phase der Erleichterung dann doch wieder in einen engen Pfad mündet...immer wieder diese Wildscheinspuren. 


Nun denn, der erste Waldteil ist geschafft, nachdem ich rechts von mir durch die Bäume ein kleines Tal erblicke und darin das Kloster Schönau. Über eine kleine Fußgängerbrücke geht es in diesen winzigen Ort, der tatsächlich nicht mehr als zwanzig Häuser (wenn überhaupt) besitzt. Hier am Kloster mache ich meine erste Pause. Es ist friedlich. Ich sitze in der Sonne. Eine Hummel hummelt so vor sich hin. Und ich genieße für einen kurzen Moment die Stille. All zu lange bleibe ich nicht. Noch schnell ein Erinnerungsfoto (oder zwei) und weiter gehts wieder zurück über die Brücke und rechts rum entlang der Bahntrassen und der Saale.






Noch befinde ich mich mal wieder im Schatten, aber es dauert nicht lange und ich komme auf einen Weg der mich entlang des Flusstals nach Wolfsmünster führt.





Dort durchquert man das kleine Schloss durch einen Torbogen und weiter hinauf den Berg. Von hier oben habe ich einen schönen Blick über das Tal, durch das ich gerade gekommen bin und entscheide mich noch einmal für eine kurze Pause und ein paar weitere Fotos. Immer weiter bergauf schlängelt sich der Weg und ich komme zurück auf einem breiten Forstweg in den Wald. Wanderer sind mir heute noch keine begegnet - dafür unten einige Fahrradfahrer entlang der Bahntrasse. 









Im Wald soll es zur Ruheiche gehen - diese finde ich auch - jedoch nicht meinen Weg. Denn diese ist gesperrt aufgrund von Baumfällarbeiten (welche ich hören kann). Der linke Weg ist ebenfalls zu. Nun bleibt mir nur der rechte - und dieser führt mich definitiv nicht in die Richtung in die ich möchte. Ich schätze allerdings, dass mir nichts anderes übrigbleibt. Das Fatale an der Sache ist, dass dieser Weg nur begrenzt auf meinem Kartenausschnitt eingezeichnet ist und ich nicht weiß, wohin dieser führt, geschweige denn, wann ich wieder in meine eigentliche Richtung komme. Ich folge dem Weg, leicht genervt, und erhoffe mir eine Abzweigung nach links. Ich versuche es zweimal - und lande mitten im Wald. Leicht panisch - ja, diese Wildschweine - und mache mich jedes Mal wieder zurück auf meine verkehrten Weg. Ich schaffe es nach zweimaligem Linksabbiegen und intuitiv dem R2 Schild folgend auf meinen eigentlichen Weg zurück. Ganze fünf Kilometer hat mich dieser Umweg gekostet und es geht planmäßig zum Hexenbrünnle - einer Art Quelle (nehme ich an). 


Weiter durch den Wald folgt das nächste Highlight - der Galgenberg. Und das ist nun wirklich mein Highlight, denn an dieser Stelle wurden während der Hexenverfolgung 37 Frauen erhängt und geköpft und zudem noch eine Menge anderer Menschen hingerichtet. Nicht dass ich das toll finde, aber die Vorstellung dort zu stehen wo damals solche Dinge geschehen sind, lassen mich ein wenig nachdenklich werden. 


Ab jetzt geht es im Übrigen wieder bergab und hinunter nach Herrgottsberg wo ich zu Beginn am Sportplatz vorbei gelaufen bin. Ich überquere nun also das zweite Mal an diesem Tag die Sinnbrücke und mache einen Abstecher zur Burg Rieneck. 







Einmal also noch mal hoch. Ein paar Erinnerungsfotos und wieder bergab und dann wieder berghoch zum Auto, welches ich klugerweise im Wohngebiet am Hang geparkt habe. 

Das wars. 26 km anstelle der geplanten 20 km. 5,30 Stunden reine Gehzeit. Fazit: Ich hätte auch einfach direkt die ursprünglich geplante 30 Km Tour machen können...Egal. Schön wars dennoch. 


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