Lehrreise auf den Wispertrails - Glaabacher Almauftrieb

Es ist zehn Uhr. Die Wolken sehen nach viel Regen heute aus. Der Wetterbericht hat dies ebenso bestätigt. Mehrmals haben wir in der letzten Woche geschrieben - gehen wir oder gehen wir nicht? Wir gehen. Ja "wir" - denn heute bin ich mal in Begleitung unterwegs - bzw. begleite ich, um genau zu sein. Carsten (auf Instagram unter dem Namen @bergduft zu finden) - erfahrener und leidenschaftlicher Wanderer und mit einem klasse Wanderblog (https://bergduft.com/) auf dem er seine Erfahrungen und Tourempfehlungen mit uns teilt.

Da unsere Wanderung achtzehn Kilometer lang ist, haben wir genügend Zeit sämtliche Themen rund ums Wandern zu besprechen. Startpunkt ist einer der Wanderparkplätze der Wispertrails - ausgewiesen und leicht erkenntlich an den blauen Fahnen mit Wispertrail-Zeichen. Wir schauen uns einmal kurz die Karte an auf der zwei der vierzehn Rundwanderwege ausgewiesen sind und machen uns bereit. Der heutige davon: Der Glaabacher Almauftrieb (Nr. 13 - https://wisper-trails.de/wp-content/uploads/2019/10/13-glaabacher-almauftrieb-tafel.pdf) mit 18,9 Kilometern ist tatsächlich auch der längste der Wispertrails.

Wir schauen uns kurz den Himmel an - und hoffen, dass es mehr oder minder trocken bleibt an diesem Tag. Regenausrüstung haben wir selbstverständlich eingepackt. 

Während wir beide aus unseren jeweiligen Autos unsere Ausrüstung holen und uns bereit machen, fällt mir direkt etwas auf: Mit meinem großen Rucksack komme ich mir im Vergleich zu Carstens sechzehn Liter Rucksack nämlich vor, als wäre ich auf dem Weg zum nächsten Sibirientrip. Ich staune kurz und werfe mir dann gekonnt, nichts-anmerkend meinen sechzig Liter über die Schulter. Und wenn ihr dachtet zum Thema Rucksack wäre hiermit alles gesagt - das Thema wird auf der Tour noch ein paar Mal aufkommen. Wofür ich an dieser Stelle aber direkt mal ein Dankeschön für Tipps in Sachen Litermenge und wann, wie, welcher Rucksack für welche Tour an meine Begleitung rausschicken möchte. 

Generell werde ich mir an diesem Tag sehr häufig denken: ,,du hast noch so viel zu Lernen meine Liebe, so viel..." Denn ja, meine heutige Begleitung hat was das Thema Wandern betrifft wesentlich mehr Erfahrung sammeln können, als ich bisher. Gehen wir noch einmal Wandern, werde ich mir ein Notizblock mitnehmen mit den Worten ,,fang mal an, ich schreib mit". 

Nun denn, aber zurück zur Wanderung. Wir beginnen die Tour also am Wanderparkplatz und laufen sie entsprechend der vorgegeben Richtung. Es geht in den Wald - hoch. Natürlich hoch. Wir haben ein gutes Tempo drauf und da ich es nicht mehr gewöhnt bin, beim Bergaufgehen zu reden, bin ich an der nächsten Kurve ziemlich aus der Puste. Carsten hatte sich die Tourendaten auf seine Uhr geladen - wobei dies auf den Wispertrails, wie er mir erzählt, eigentlich nicht nötig sei - da die Beschilderung ausgezeichnet ist (er bewahrte Recht). 

Nach einer Weile im Wald kommen wir auf eine Wiese und haben an diesem Tag den ersten schönen Ausblick - wenn auch bewölkt, aber man soll nicht wählerisch sein. Was wir allerdings auch dort sehen - zwei Rehe. Na also. 



Es geht wieder Richtung Wald und während wir uns über den Soonwaldsteig unterhalten, sehen wir am Ende des Weges einen Fuchs. Leider zu weit weg, als dass ich es geschafft hätte davon ein Foto zu machen. Aber hey, einen Fuchs habe ich nun auch noch nicht beim Wandern entdeckt. Toll. 

Irgendwann im Wald stehen wir vor einem Tor und dahinter ein Grab. Etwas verlassen und vernachlässigt sieht es aus und wir fragen uns wer zum Teufel mitten im Wald ein Grab dort platziert. Nach ein paar Metern kommen wir zu einem weiteren Tor. An diesem Tor ein Schild. Oha. Waaas? Nein. Das kann doch nicht...- Und ob. Ja, der kleine Teil des Waldes durch den wir gerade durch das eine Tor hinein, am Grab vorbei, und am anderen Tor wieder hinaus sind - ist ein Friedhof. Na davon müssen wir ein Foto machen. Wir staunen beide nicht schlecht. Das ist ja verrückt. 

Nun denn, weiter gehts. Wir werfen uns mal wieder die Regenkleidung an, denn es regnet und das nicht wenig und laufen durch die erste Ortschaft. Obergladbach. Hier kann man im Übrigen auch unter normalen Umständen einkehren. 

Wettertechnisch zusammenfassend sieht unser Tag folgendermaßen aus: Laufen - es fängt an zu regnen - stehen bleiben - in die Regenausrüstung werfen - weiterlaufen - es hört auf zu regnen - Regenausrüstung vorsichtshalber noch anbehalten - es bleibt trocken - gut, Regenausrüstung wieder aus - loslaufen - es fängt an zu regnen - kurz Ausharren ob es vielleicht gleich wieder aufhört - nein das tut es nicht - gut, stehen bleiben, in Ausrüstung werfen - weiterlaufen - es hört auf. Dieses Spiel spielen wir heute mehrmals - der Wettergott hat wohl definitiv Freude daran uns aufs Korn zu nehmen. 

Als es einmal wirklich gießt haben wir Glück. Wir finden einen überdachten Unterschlupf - direkt bei den Gebück Bäumen. Ja richtig gelesen. So heißen sie. Daheim muss ich das erstmal googlen. Wir werden uns im Laufe der Tour aber auch immer mal wieder über diese unseren Spaß machen. So sitzen wir also überdacht im Trockenen. Machen unsere erste Pause an diesem Tag und warten darauf, dass der Regen aufhört. Wanderer sind uns bisher auch noch nicht begegnet. 

Als es nachlässt ziehen wir weiter. Auf unserer Themenliste an diesem Tag findet sich fast alles wieder - wie oben bereits erwähnt, die richtige Wahl des Rucksacks, Almhütten und die Übernachtungen auf diesen, Mehrtagestouren, Alpenüberquerung, Meraner Höhenweg, Steige, Zelten, Sinn und Unsinn von Notrufsignalgeräten, GPS-Geräte und Uhren, Ausrüstung wie Kleidung und Schuhwerk, Begegnungen mit Wildschweinen (ja da hätten wir sie wieder) und auch natürlich Blogeinträge. Kurz überlege ich ob ich die Anreise und Verpflegung steuerlich nicht als Fortbildungskosten ansetzen sollte. Als ,,Seminartag Arbeitsgruppe Wandern" oder Ähnliches. Ich werde noch mal darüber nachdenken. 



Unsere nächste und auch eigentlich letzte Pause - machen wir auf einer Bank (und davon gibt es hier reichlich - unser Running Gag an diesem Tag) mitten in den Feldern mit wunderschönem Blick. Es ist gerade mal wieder trocken. Eine Wanderin zieht an uns vorbei. Während wir die Aussicht genießen und uns mal über wanderfremde Themen unterhalten, macht mich Carsten auf die doch sehr dunkle, regenvolle Wolkenfront aufmerksam, die da gerade auf uns zukommt. Ohje. Ein bisschen haben wir ja auch noch vor uns. Schnell alles einpacken. Und weiter.  





Die Tour ist wirklich abwechslungsreich - es geht hoch, runter, durch Wald, Wiesen, an Bächen vorbei und hinüber. In Niedergladbach treffen wir auf zwei Ziegen - eine davon äußerst angetan von den zwei Wanderern, die an diesem Tag offensichtlich das Wellnessprogramm eröffnet haben. 

Weiter geht es über einen Steg über einen Bach wieder hoch in den Wald. Die Wege sind mal breit, mal schmal, mal verwurzelt. Es wird hier einem wirklich alles geboten. Ausblicke, Wiesen, Täler, Felder. Gen Ende kommen wir an einigen Kühen vorbei - richtiges Almfeeling. 








Und dann geht es auch schon wieder hoch in den Wald. Zurück Richtung Auto. 

Am Parkplatz gibt es noch ein gemeinsames Erinnerungs-Selfie und dann geht es für jeden von uns auch schon wieder Richtung nach Hause. 

Fazit: Eine echt schöne Tour, die im Prinzip für fast alle Wetterlagen geeignet ist - bei oder nach Regen teils etwas matschig und dadurch rutschig also sollte man wenn möglich gutes Schuhwerk und Trittsicherheit haben. Ansonsten aber, bis auf die Länge vielleicht, gut machbar. Bänke zum Ausruhen sind ebenfalls genügend da - und was für schöne Bänke das sind. Da die Wispertrails sehr beliebt sind und bei schönem Wetter an einem Sonn- oder Feiertag sicherlich gut besucht, sollte also, wenn man kann und lieber etwas alleine sein möchte, an einem Wochen- oder Samstag gehen und sich vielleicht nicht das aller schönste Sonnenscheinwetter raussuchen. Auch ist der Parkplatz nicht sehr groß, also sollte man nicht zu spät dort erscheinen. 

Die übrigen Wispertrails sind zudem direkt mal auf meiner Liste gelandet.

Wer diese Tour noch mal in einer anderen Version erleben möchte und zudem weitere Bilder schaut sich den Blogeintrag auf https://bergduft.com/ an. 

Wer noch mehr zu den weiteren Trails erfahren möchte, schaut hier mal vorbei: https://wisper-trails.de/wanderwege/








Anmerkung: Zum Friedhof konnte ich leider nichts finden. Schade, hätte mich wirklich mal interessiert. Vielleicht hat Carsten mehr Glück bei der Recherche.

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