Steinau an der Straße - Spessart




Nach langem Hin und Her und mehrmaligem Umplanen, habe ich mich morgens spontan dann doch für meine ursprünglich geplante Tour nach Steinau an der Straße entschieden. Zwei Touren hat mir mein Wanderführer in diesem Ort ausgewiesen. Jeweils um die zehn Kilometer lang - eine nördlich eine südlich - eine davon als Top-Tour ausgewiesen. Da ich zehn Kilometer zu kurz finde, beschließe ich, beide Touren zusammenzulegen - beide kreuzen sich nämlich beim Schloss Steinau. 

Nun denn - kurz nach neun fahre ich los. GPS-Daten der Touren sind bereits auf meiner Uhr gespeichert. Kamera geladen - das ganze Prozedere eben. Das Wetter soll trocken bleiben. Leicht bewölkt. Ab und an schaut die Sonne mal raus. Es geht los. Etwas über vierzig Minuten dauert meine Fahrt. Da heute der erste Mai ist, ist wenig bis gar nichts los um die Uhrzeit bei der ich in Steinau ankomme. Direkt am Ortseingang gibt es einen kleinen Parkplatz (kostenlos) auf den ich mein Auto stelle. Zum eigentlichen Startpunkt sind es nur ein paar hundert Meter. 

Tour 1 - TOP-Tour - 10,6 km. 

Ich beginne die erste Tour also am offiziellen Startpunkt am Schloss Steinau - eher einer Burg gleichzustellen - offiziell aber als Schloss ausgewiesen. Ich schaue mir den Platz davor mit dem Gebrüder-Grimm-Brunnen an, die Burg vom Innenhof und starte dann meine Uhr. Hinter mir die Burg, geht es links herum die Gebrüder-Grimm-Straße entlang. Viele Fachwerkhäuser (Steinau liegt an der deutschen Fachwerkstraße und das nicht ohne Grund) und eine Menge QR-Codes können einem durchaus die Zeit in Steinau vertreiben und genießen lassen. Die QR-Codes schaue ich mir nicht an (hätte ich mal tun sollen) informieren wohl aber über die Gebrüder Grimm, die in Steinau aufgewachsen sind. Am Haus komme ich vorbei. Da ich aber noch zwanzig Kilometer vor mir habe, ignoriere ich das ganze Touristenprogramm erstmal und laufe weiter. 






Es geht erstmal bergan. Und nach den vielen Waldwanderungen der letzten Wochen freue ich mich extrem über die Aussicht, die ich nun bestaunen kann. Rechts von mir öffnet sich das Tal und obwohl es noch bewölkt ist, freue ich mich über den Blick. 


Ich überquere eine Landstraße und komme an einem Reitstall, dem Fohlenhof, vorbei. Eine Reiterin auf ihrem Pferd grüßt mich freundlich und ich freue mich über den weiten Blick nun links von mir. Weite und Felder - heute genau nach meinem Geschmack. Ich bin recht dankbar, dass es etwas bewölkt ist, denn es geht weiterhin bergan und mir ist bereits recht warm - käme die Sonne noch hinzu, wäre es eine schweißtreibende Angelegenheit. Weiter immer weiter geht es zum ersten Highlight der Tour - der Seidenröther Warte. Dort erblicke ich auch den ersten Wanderer, der mir an diesem Tag begegnet. Wir grüßen uns kurz während er in die andere Richtung davon zieht. Also hoch die Stufen und von oben den Ausblick genießen. Es ist wirklich herrlich!

Hinter mir der Turm, geht es nun links weiter und ich folge der Beschilderung, welche im Übrigen recht neu angelegt sein muss, da sowohl die Schilder selbst, als auch die Pfosten im Neuzustand sind. Wie oft sieht man die Schilder kaum noch, da sie schon zu ausgeblichen oder teils nicht mal mehr vorhanden sind.

Das erste Mal an diesem Tag geht es für mich nun in den Wald. Aber nur kurz - und ich muss sagen - ich weiß nun woher die Gebrüder Grimm die Ideen für ihre Märchen herhaben. Wer schonmal Märchen im Fernsehen geschaut hat, fühlt sich in diesem Wald genau dahin versetzt. Ich fühle mich als sei ich mittendrin und irgendwo würde gleich eine Hexe oder ein verzauberter Frosch hervorkommen. Wirklich magisch hier! 

Während ich voller Begeisterung den Wald betrachte und immer wieder Blicke übers Tal nach links erhaschen kann, raschelt es neben mir. Nicht allzu unüblich im Wald, aber dieses Mal habe ich Glück und kann sehen, woher es kommt. Zwei braune kleine Waldmäuse suchen sich in einem Meter Entfernung von mir ihren Weg und sind recht unbehelligt von meiner Anwesenheit. Ich stehe einfach nur da und staune. Erfreue mich ihres Anblickes und wollte gar nicht mehr weiter. Leider bekomme ich sie nicht auf ein Foto, aber das ist nun wirklich mein Magic Moment an diesem Tag. Zwei Nordic Walker kommen mir entgegen und bringen mich zurück aus meiner Starre. Schade, weiter gehts. 

Ich durchquere einen Kletterwald und komme vorbei am Freizeitpark Steinau. Während ich versuche eine Sequenz für mein Video aufzunehmen, stimmt ein Pfau lautstark mit ein. 

Ein Stück die Landstraße entlang, mit weiterhin tollen Ausblicken (immer wieder denke ich "Schön. Einfach richtig schön") und komme zum nächsten Highlight der Tour - der Bellinger Warte. 

Wieder ein Turm, wieder die Treppen rauf, einmal oben herum die Aussicht genießen, und die Treppen herunter. Ein paar Ladies mittleren Alters haben sich auf einer Bank mit klasse Ausblick ein Sektfrühstück präpariert und unterhalten sich kurz mit mir. So kann man gebührend und coronakonform den ersten Mai feiern. 

Für mich geht es bergab und zurück durch Wiesen und Felder, dabei wieder eine Landstraße querend, nach Steinau hinab. Dort mache ich auch meine erste Pause. Es ist Mittag, ich habe Hunger, und nach all der Euphorie über diese erste schöne Tour, merke ich, dass ich an diesem Tag nicht in Hochform bin. Ganz im Gegenteil. Ich bin ziemlich k.o. (und das nach nur zehn Kilometern) und überlege ernsthaft, ob ich es nicht einfach sein lassen soll.

Tour 2 - 10,8 km.

Ach komm, was solls. Es wird schon. Letzte Woche waren es 26 Kilometer - da wirst du diese zehn wohl auch noch schaffen....

Die Navigation in der Uhr wird gestoppt und auf die neue Route geändert und nun geht es vom Schloss rechts herum, vorbei an meinem Auto (nicht doch heimfahren?) und weiter über eine Straße durch ein Wohngebiet und unter der Autobahn hindurch. Es geht wieder bergan. In den Wald. Meine Laune ist übel. Ich bin müde. Ich habe keine Lust mehr. Und frage mich mehrmals wieso ich weiterlaufe. Aber egal, ich hab gesagt ich laufe diese Runde also laufe ich auch diese verdammte Runde. Es geht über eine Holzbrücke über einen Bachlauf, der wirklich schön und in Richtung Teufelshöhle, die leider geschlossen ist. Das Gute ist, dass ich dieses Mal wieder einige Nahaufnahmen mache und diese mich ein klein wenig erfreuen. Bei der geschlossenen Höhle mache ich meine zweite Pause an diesem Tag. Gut, denn erstmal geht es viele Stufen nach oben. Ich komme zum Bergweiher und an einer kleinen Siedlung vorbei und - joa, das wars dann auch schon. Das waren die Highlights der Tour. Es geht zurück - dieses Mal über die Autobahn und dann durch das Gewerbegebiet zurück. Mit jedem Kilometer sinkt meine Laune und im Gewerbegebiet hat sie dann ihren Tiefpunkt erreicht. Ich bin froh als ich am Auto ankomme und meine Wanderschuhe ausziehen kann. 

 


Fazit: Die erste Runde ist klasse und total schön. Am Besten sogar an einen sonnigen Herbsttag. Die zweite möge man sich gerne sparen. Wen die Fledermäuse in der Höhle interessieren, sollte einfach mit dem Auto dort parken - das geht nämlich. Gern geschehen. Viel Spaß beim Wandern! :)







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