Auf den zweithöchsten Gipfel im Schwarzwald - 1415 m

 Heute soll es eine gemütliche Runde geben. Die Tour hat nur 11 Kilometer laut Buch und ist blau. Blau ist leicht. Leicht ist gut. Ich bin nämlich ziemlich müde von den letzten drei Tagen. So viele Höhenmeter hintereinander habe ich seit dem Chiemgau letztes Jahr nicht mehr gemacht. Der Spessart und die Rhön sind zwar nett - kommen da aber was das anbelangt bei weitem nicht dran. 

Aufgrund meines Knies, dass mir beim Bergabgehen in den letzten zwei Tagen doch etwas Probleme bereitet hat, gehe ich die Tour heute andersherum. Erst runter, dann hoch, dann wieder runter. Da es eine ziemlich lange Zeit steil bergab geht - drehe ich das Ganze eben um. Also steil nach oben. Ach das wird schon...denke ich. 

Es ist Sonntag und es ist früh. Der Parkplatz ist derselbe wie am Freitag bei Grafenmatt, als ich zum Feldberg hoch bin. Ich parke gegenüber vom eigentlichen offiziellen Parkplatz - für umsonst. Während man auf den anderen Parkplätzen nämlich gerne mal 10 Euro pro Tag zahlt. Nein danke. 

Es ist teils noch so nebelig, dass ich bei der Hochfahrt zum Parkplatz entlang des Titisees (den man im Nebel nur erahnen kann) meine Nebelschlussleuchte anmachen muss. Ich besitze mein Auto nun seit gut 3,5 Jahren - es ist das erste Mal, dass ich diese gebraucht habe. 

Die durchblitzende Sonne lässt wieder einen schönen Tag erahnen. Die Temperaturen sind auch schon etwas wärmer als die letzten Tage und so gehe ich guten Mutes los. Allerdings nicht lang. Viele Wanderer sind zwar schon an den Parkplätzen (wir haben 9 Uhr meine Lieben) - aber da wo ich hingehe, ist niemand. 




Durch vernebelte Waldstücke geht es also tief runter in den Wald. Ich fange an zu singen. Zu summen. Zu pfeifen. Zu klatschen. Es ist ein wenig gruselig und ich hoffe damit einiges an Getier verjagen zu können. Auf einmal höre ich etwas. Ich bleibe kurz stehen und bewege mich nicht (macht keinen Sinn zum vorherigen, aber es war wohl eine Schockstarre). Und ich bin neugierig. Etwas raschelt und kommt näher. Von oben...ein Rehbock. Er springt vorbei und bleibt erstmal stehen. Wir schauen uns einen Moment an. Ich pfeife (wieso auch immer) und er rennt weiter. Wir sind wohl beide erleichtert, dass diese Begegnung ein Ende hatte. 

Immer tiefer geht es bergab und mir schwant langsam böses. Ich glaube so entspannt wie ich dachte, wird diese Tour nicht. Ich singe und singe und sehe weiter unten zwei Wanderinnen heraufkommen. Na Gott sei Dank. Jetzt ist alles Gut. Die erste Begegnung bei jeder Wanderung ist immer eine Art Freischlag. Danach habe ich das Gefühl, dass mir nun nichts mehr passieren kann. ( 1. Wie idiotisch, denn auch vorher konnte mir nicht wirklich was passieren. Die Chancen bei einem Autounfall zu sterben sind meilenweit höher. 2. Nur weil die da herkommen, heißt es nicht, dass mir dort nichts passieren könnte.) Egal. La La La in meiner Welt ist nun alles gut.  

Ich folge meiner Uhr zum tiefsten Punkt an diesem Tag und stelle fest - jetzt geht es rechts einen etwas engeren Pfad hinauf. Steil. Sehr sehr steil. Oh no.... Hinter mir ein paar Wanderer aus der anderen Richtung. Ich hinauf. Immer wieder muss ich stehen bleiben und nach Luft schnappen. Meine Beine brennen. Ich verfluche mich für diese Tour. Soviel zu meinem entspannten Sonntagsspaziergang. 

Oben angekommen muss ich erst mal einen Moment stehen bleiben - trinken und essen. Links herum geht es weiter. Hinauf. Tja, meine Damen und Herren und diversen Leser/innen?! naja..also...lange Rede kurzer Sinn...die nächste Stunde führt mich auf den letzten der 533 Höhenmeter nach oben. Was auch sonst. Ich kann nicht mehr. 

Auf der ersten Lichtung an diesem Tag mache ich es mir auf einem Felsbrocken gemütlich - genieße die Sonne und mein Brot. Vor mir ist der Berg, den ich gestern bewandert bin. Hinter mir das Herzogenhorn. Und bis dahin ist es noch ein Stück. Kilometer sind es zwar nicht viele an diesem Tag, aber wenn man hauptsächlich hoch geht, ziehen sie sich. 

Es bringt ja nichts. Oben mache ich dann die nächste Pause nehme ich mir vor und gehe weiter. Immer mehr Wanderer begegnen mir und auch viele Nordic Walker - das Leistungszentrum Herzogenhorn ist nicht weit weg (daher auch der Name). Das letzte Stück vor dem Gipfel ist wirklich die absolute Hölle - andererseits denke ich mir auch immer wieder "das hätte ich RUNTER gehen sollen???" Mehr gerutscht als gegangen schätze ich. Ich bin klatschnass als ich oben ankomme. Und oben ist es sehr kalt und windig. Direkt die Jacke wieder anziehen. Stirnband. Das volle Programm. 

Der Ausblick allerdings - ja der ist es wert. Ich sehe mal wieder in der Ferne die Alpen. Gegenüber den Feldberg. Auf der anderen Seite den Belchen-Gipfel, den ich ebenfalls noch vorhabe zu besteigen. Und vor mir ein riesiges Gipfelkreuz. Wahnsinn! Ich suche mir eine Bank und mache eine wohlverdiente Pause. 



Lange halte ich es auf diesem windigen und kalten Plateau nicht aus und trete den Rückweg an. Auf der anderen Seite geht es auf einem breiten Weg hinunter zum Leistungszentrum. 

Das Leistungszentrum Herzogenhorn.


Es ist mittlerweile 12 Uhr und mir begegnen wirklich viele viele Wanderer. Ich bin sehr froh früh oben gewesen zu sein und gleichzeitig verstehe ich nun wieso so viele diesen Weg nehmen. Er ist gemütlich. Dennoch, mein Knie hätte den eigentlichen Abstieg nicht geschafft und auch jedem sonst würde ich die anspruchsvollere Runde empfehlen. 

Dies wäre eigentlich mein Aufstieg gewesen.

Fazit: Eine schöne Tour. Allerdings alles andere als gemütlich und die 11 Kilometer trügen. Der Ausblick ist jedoch lohnenswert. 

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