Magische Wanderung auf dem Premiumweg - Bernauer Hochtalsteig -



Tag 3: Bernauer Hochtalsteig

Es ist Samstag. 9.00 Uhr - ich erreiche den Start und Endpunkt der heutigen Tour. Der Parkplatz ist nicht besonders groß - es lohnt sich daher früh dort zu sein. Ein Tagesticket kostet 5 €. Ich zahle am Automaten mit Karte und bin direkt erst mal begeistert. Die 5 Euro zahle ich gerne, wenn sie dazu beitragen, dass die Beschilderung und Kartenmaterialien unterwegs dadurch so bleiben wie sie sind - herausragend.

Es ist ziemlich kühl an diesem Morgen. Ich trage verschiedene Lagen an Kleidung und der Frost sitzt noch in den Tälern. Es hat etwas Mystisches.

 Ich starte rechtsherum durch einen schmalen Pfad zwischen zwei Kuhweiden hindurch. Nach einem steinigen steilen Anstieg geht es durch Wald. Die erste Hälfte meiner heutigen knapp 17 Kilometer geht bergauf. Diese Tour hat es in sich. Mit jeden paar Höhenmetern weicht ein weiteres Kleidungsstück in meinen Rucksack. Strip-Wandern - auch nett. 

Auch wenn ich zwei Autos bereits am Parkplatz hab stehen sehen, bin ich derzeit noch alleine auf meinem Weg.

Ich folge dem Pfad durch den Wald. Bis ich an einen Steilhang komme. Das kann nicht eurer Ernst sein? An einem nassen Tag hätte ich nicht gewusst wie ich dort hätte hochkommen sollen. Zwischendrin eine Bank. Wow...danke auch. 

Nach gut einer Stunde und den ersten 2,26 Kilometern erreiche ich den Hohfelsengipfel. Dort auf einer Bank mache ich es mir gemütlich und genieße den Blick von 1075 m auf das Tal. Und während ich eben dort noch in aller Seelenruhe die Stille und die ersten Sonnenstrahlen genieße, höre ich nahend eine Horde Männer, die wahrscheinlich noch am Titisee zu hören sind. Um Wildschweine brauche ich mir nun auch keine Sorgen mehr machen - die haben sicherlich alle innerhalb der nächsten 50 Kilometern die Flucht ergriffen. Diese besagte Horde Männer macht sich nun, nach meinem Anblick doch etwas leiser geworden, auf meinem Aussichtsfelsen gemütlich. Ob ich wohl ein Foto machen kann? ..Na klar... Einmal so und einmal so...mehrmals auf den Auslöser gedrückt - irgendwas wird schon dabei sein. Ich ziehe schnell weiter. Na bravo. Um die Ecke kommt die nächste Gruppe - Männer. Na Mensch, was ist denn heute los? Und wieso müssen die so laut wandern? Naja...bringt ja nichts. Leben und leben lassen (leise wäre nett). 

Während ich noch die Stille genoss..

Es geht für mich weiter. Ich versuche schneller zu gehen, aber die lärmenden Wanderer sind mir dicht auf den Fersen. Schade, dass sie ihre Pause nicht etwas verlängert haben. 

Aus dem Wald über Weideland geht es immer weiter über schmale Pfade und bald stehe ich vor einer Herde Kühe (zwischen uns gott sei Dank ein Zaun). Links eröffnet sich ein Talblick. Herrlich. Ich gehe weiter - die Horde bleibt stehen. Klasse. So kann ich etwas Abstand gewinnen. Wieder rein in den Wald und ...ja..weiter bergan. Ich bin nass geschwitzt und verfluche meine Thermohose. 

Über wurzelige Pfade komme ich dann endlich an einen anständigen Pausenplatz. Die Wanderer habe ich abgehängt. Ich genieße auf einer Bank mit herrlicher Aussicht mein Brot und einen Schluck Kaffee. Die Sonne strahlt mir ins Gesicht. Jetzt merke ich wie anstrengend dieser Aufstieg war. Ich bin müde. Leider habe ich aber noch einiges vor mir und davon einiges bergan. 

Ich befinde mich nun gerade auf dem Kleinen Spießhorn. Zum Spießhorn muss ich weitere Höhenmeter und wurzelige Pfade hinter mich bringen. Viele Wanderer begegnen mir sonst nicht. Oben angekommen genieße ich kurz den Blick, beschließe aber weiter zu gehen. Bergab! Der Pfad ist von Wurzeln durchzogen und man muss aufpassen wo man hintritt. Dies ist definitiv die anspruchsvollste Tour bisher. Nicht nur konditionstechnich auch koordinationstechnisch. Viel Zeit zum Nachdenken habe ich beim Laufen nicht. Dafür muss man sich heute zu sehr auf den Weg konzentrieren. 

Es geht also sehr lange, sehr steil wieder bergab. Was hoch kommt, muss halt auch wieder runter. Ich folge eine Weile durch den Wald. Gegenüber liegt der Feldberg. Und als ich aus dem Wald auf eine weitere Weide trete eröffnet sich vor mir das Herzogenhorn. Den Berg, den ich morgen bewandern werde. 


Rechts sieht man den Gipfel des Herzogenhorns

Durch den Biergarten der Krunkelbachhütte, in der man einkehren kann, geht es links herum immer den Schildern folgend (der Hochtalsteig ist im Übrigen hervorragend ausgeschildert. Meine GPS Daten hätte ich gar nicht benötigt). Und dann...das gibts ja nicht...begegnet mir, von da wo ich hin muss die Horde. ..Wie habt ihr das denn gemacht?" ...tja...ich bekomme nur ein verschmitztes Grinsen. Sie gehen da lang wo ich herkam. Und ich gehe verwirrt und verwundert weiter - immer wieder auf meine Uhr schauend, ob ich nicht doch falsch gelaufen bin. 

Über eine weitere Kuhweide streifend komme ich nun an meinen heutigen, perfekten, ultimativen Rastplatz. Es gibt auch eine Bank, die ich aber gekonnt ignoriere und mir meinen Platz im Gras auf einem kleinen Felsvorsprung suche. Ich blicke ins Tal. Die Sonne scheint. Ein leichter Wind geht. Diese Platz ist so legendär, dass ich für meine Verhältnisse ziemlich lange dort so sitze. Immer wieder schließe ich die Augen und genieße diesen Moment. Die Stille. Ich bin allein hier. Und ich bin ziemlich ziemlich müde. Ich überlege ob ein kurzes Nickerchen wohl möglich wäre - entscheide mich aber dagegen. 



Nach einer halben Stunde mache ich mich wohl oder übel auf den Rückweg. Die letzten 8 Kilometer liegen noch vor mir. Bergab wenigstens. Über Kuhweiden, durch Wald - das volle Programm eben. Auf meinem Abstiegsweg begegnen mir eine Menge Schweizer Wanderer* - klar, die Schweizer Grenze ist nicht weit weg. Freundlich begrüßt man sich und wünscht sich noch viel Spaß für den weiteren Weg. Im Zick Zack geht es nach unten und wieder hinauf auf eine weitere Kuhweide an diesem Tag. Samt Kühen. Ich finde diese Pfade zwischen den Weiden klasse. An einem alten Steinkreuz halte ich kurz, mache ein paar Fotos und folge nun auf den letzten 5 Kilometern einem breiten Weg. 





Da dort eine Gruppe auf den Weiden arbeitet und mich höflich um ein Foto der Gruppe bittet, ich diesem gerne gerne zuspreche - bekomme ich als Dank ein Stück Kuchen, Toll! 

Immer wieder sehe ich nun auf meiner Rückkehr links Stellen an denen ich auf dem Hinweg gewesen bin. Dankbar mache ich mich zum Auto und trete die Heimfahrt an. 

Dort habe ich meine Mittagspause gemacht.

Fazit: Eine unfassbar schöne Tour. Trotz Samstag nicht zu voll. Allerdings sollte man diese früh starten. Gerade in wärmeren Monaten scheint die Sonne unbarmherzig und es ist wirklich anstrengend. Der Oktober ist aber perfekt - gerade die morgendliche Stimmung mit dem Reif auf dem Gras hat etwas ganz Besonderes. 

Die Tour sollte nicht unterschätzt werden. Der Anstieg hat es wirklich in sich. Und auch Trittsicherheit sollte vorhanden sein. Und am aller aller Wichtigsten: Stabiles Schuhwerk - am Besten Knöchelhoch. 

Ausnahmsweise handelt es sich hierbei um die Bruttozeit. Ich habe die Uhr während meiner Pausen nicht gestoppt. Die Nettozeit war etwa vier Stunden.

Viel Spaß beim Wandern & Happy Hiking!

Sollte ich zur dieser Tour ein Youtube Video machen, wird es hier eingefügt. 

 

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