Das leidige Thema mit den Finanzen - stecke ich in einer Midlifecrisis?

Das Thema Geld ist doch etwas was uns alle beschäftigt und nicht loslässt. Natürlich gibt es einige, die davon so viel haben, dass sie es schneller wieder reinbekommen als dass sie es ausgeben können und dann gibt es diejenigen, die davon so wenig haben, dass es kaum zum Leben reicht. 

Und dann gibt es mich. Ich gehöre laut Statistiken zur oberen Mittelschicht. Ich verdiene gut. Keine Frage. Und trotzdem denke ich mir am Ende des Monats oft: Wieso ist nicht mehr so viel übrig wie ich mir eigentlich budgetiert habe?  Natürlich würden einige jetzt sagen: Dann hast du falsch budgetiert. Oder - du hast über dein Budget gelebt. 

Ja. Vollkommen richtig. Es gibt Zeiten da bekomme ich es hervorragend hin. Und dann gibt es Zeiten da klappt es gar nicht. Aber nicht weil in diesen Monaten besonders viel kaputt geht oder ersetzt werden müsste, sondern weil ich schlichtweg zu viel kaufe, mache und mir "es gut gehen lasse". 

Dieses "ich lasse es mir gut gehen" ist natürlich eine schöne Ausrede. Faktisch kann ich das mal machen. Aber wenn man es sich nur gut gehen lässt, verliert es nicht nur seinen Reiz und das Besondere, sondern man lebt auch langfristig über sein Budget. Wie auch immer das aussehen mag. Außerdem wird das Besondere zur Normalität. Und das heißt - man hat sich daran gewöhnt. Man möchte es nun immer. Schließlich mag man es ja - das Besondere. 

Für den einen bedeutet es, sie reizen ihr Konto oder ihre Kreditkarte bis zum Limit aus. Für den anderen heißt es schlicht weg: Statt 300 Euro für Shopping gebe ich 400 Euro aus, habe dann aber immer noch mehr als genug. 

Da ich gerade aufgrund meines Jobwechsels Zeit habe, beschäftige ich mich viel mit dem Thema Minimalismus, Frugalismus und "wie möchte ich mein Leben gestalten". Möglichst nachhaltig - langfristig. Keine finanziellen Crashdiäten. Was bringt es mir alles loszuwerden und mir dann nach drei Monaten alles wieder zu kaufen. Vielleicht sogar mehr als was ich vorher hatte. Gleichzeitig bringt es mir nichts akribisch auf jeden Cent zu achten und mir alles zu verwehren, um dann ähnlich wie beim Konsum, den Finanzdiätwahnsinn bzw. JoJo Effekt zu erhalten und dann alles nachzuholen, was ich mir verwehrt habe. Beides schon getan. Beides schon erlebt. 

Wie also funktioniert das nun? Ich habe gerade eines von drei Büchern beendet, die ich mir aus der Stadtbücherei ausgeliehen habe. Darum geht es weniger um die Frage der Budgetierung sondern eher darum, wie man generell zum Thema Geld steht. Wie ist die Gefühlslage zum Geld. Das fand ich doch sehr interessant, weil man oft vergisst, dass Geld nur ein Instrument ist. Konsum und Shoppen wird oft doch eher von unerfüllten, unterbewussten Wünschen angetrieben, als das man es tatsächlich benötigt. 

Man schaut in Instagram und denkt: die ist so schön. Wenn ich diesen Pulli trage, dann bin ich genauso schön. Und so weiter und so fort. Am Ende hat man eine Menge Dinge, die einen kurz das Gefühl erleben haben lassen, dass man nun genauso toll, erfolgreich, hübsch, beliebt (.-.) ist. Aber eben nur bis zum nächsten unerfüllten Wunsch. Marketing und Vertrieb regeln dann den Rest für uns. Sie wissen eben wie das geht mit dieser Wirtschaftspsychologie. 

Wie also bekommen wir es hin, uns nicht verleiten zu lassen? Damit werde ich mich in den nächsten Wochen intensiv beschäftigen. Umschlagmethoden sollen helfen, dass man keine Spontankäufe macht oder eher das Geld im Blick behält als nur eine digitale Karte über den Scanner zu halten. Andere lassen direkt alles zu Hause und gehen nur mit einer gewissen Anzahl an Scheinen aus dem Haus. Es gibt nun unzählige Tipps und Tricks. Aber ich glaube am Ende ist das doch nur eine Option etwas zu verhindern. Der unterdrückte Wunsch ist dennoch da. Er kann nur in diesem Moment nicht umgesetzt werden. Wie der Trick keine Süßigkeiten zu kaufen, damit wenn man dann Lust hast, nichts daheim hat. 

Ich denke daher, dass dies nicht zielführend ist. Temporär vielleicht. Aber nicht auf Dauer. Im Grunde muss ich doch glauben, dass ich so wie ich bin in Ordnung bin und das ganze Drumherum gar nicht erst benötige. Das bedeutet mit sich selbst arbeiten. Sich selbst erkunden. Seine Schwächen ausarbeiten und angehen. Ich denke die meisten haben dazu keine Zeit, keine Lust und lassen sich von diesem Konsum doch lieber verleiten. 

Ich werde euch mitnehmen auf dieser Reise. Budgetieren hilft - keine Frage. Schließlich muss man wissen was man reinbekommt. Und man muss wissen was rausgeht. Und man muss herausfinden wie man das was man einnimmt entweder erhöht. Oder das was man ausgibt vermindert. Oder beides. Was sind meine Ziele? Was möchte ich erreichen? Wo soll es mal hingehen? Vielleicht eine eigene Immobilie? Mit 40 in Rente? Will ich meine Familie später versorgen können? Möchte ich Stunden reduzieren? Lebensfragen die beantwortet werden müssen. 

Mein erster Schritt war herauszufinden wo ich am meisten Geld ausgebe. Das waren in den letzten Monaten keine Frage - Konsumgüter. Viele Geschenke natürlich auch für Weihnachten schon mal für Familie und Freunde. Aber auch ein großer Teil: Kosmetik und Beautybehandlungen. 

Warum? Einerseits weil ich mich natürlich wie die meisten von den sozialen Medien beeinflussen lasse und beim Blick in den Spiegel hier eine Falte und da einen Pickel sehe. Dann natürlich, weil man manchmal etwas für sein Selbstbewusstsein machen möchte. Und gleichzeitig auch dieses Gefühl zu haben: hey, cool, ich kann es mir leisten zweimal im Monat zur Kosmetikerin gehen zu können.

Und gleichzeitig die Frage: Wieso jetzt? Ich bin 33 Jahre geworden. Werde oft jünger eingeschätzt als ich tatsächlich bin. Und das bis dato ohne eine einzige Kosmetikbehandlung. Wieso habe ich nun das Bedürfnis mir sämtliche Beautyprodukte, die es auf dem Markt gibt zu kaufen und ins Gesicht und in die Haare zu schmieren in der Hoffnung dass ich auf ewig jung bleibe oder so toll aussehe, wie die in der ach-so-tollen-Instawelt. Soll ich Insta einfach löschen? Habe ich vielleicht eine klassische Midlifecrisis? Wann ist der Besuch beim Friseur und die Behandlung der Kosmetikerin noch normal und wann wird sie wahnhaft? Das ist die Frage. Und vor allem: Was kann ich tun, um dies zu verhindern? 

Nur fürs Protokoll: Natürlich kenne ich eine Menge Frauen, die mehrmals im Jahr zur Kosmetikerin gehen. Sich die Haare in allen Farben durchfärben lassen. Dagegen ist grundsätzlich überhaupt nichts zu sagen. Jeder hat seine Baustellen beim Thema Geld, die einen hinterfragen lassen, wieso man überhaupt erst dafür Geld ausgibt. Manchmal mehr als man eigentlich möchte. Das ist die eigentliche Fragestellung. In meinem Fall war dies eben mein Beispiel. 

Schreibt gerne in die Kommentare, wie es euch mit dem Konsum und dem Geld geht. Wo gebt ihr am meisten aus? Wo denkt ihr, habt ihr ein tiefer sitzendes Thema, das sich anzugehen lohnt. 


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