Rückblick: Ich habe meine Wohnung gekündigt
29.09.2024 - Freitag - Schlüsselübergabe
Jetzt ist es soweit. Ich gebe meine Schlüssel ab. Vor über drei Monaten habe ich die Entscheidung final getroffen und meine Wohnung gekündigt. Fünf Jahre habe ich hier verbracht - so viel Freude, Liebe, Trauer, Wut, Enttäuschung und Hoffnung wurden hier erlebt. Jetzt ist es Zeit all dies zurückzulassen.
Die Wohnung ist leer. Die letzten Sachen gepackt. Ich warte. Darauf, dieses Kapitel zu schließen und ein neues zu beginnen. So oft bin ich umgezogen - manchmal mehrmals im Jahr. Jede Wohnung war nur ein temporärer Ort - ein Zwischenstopp quasi. Diese war es das erste Mal nicht. Diese war meine. Ich habe diese Wohnung geliebt. Ihre alten Heizkörper, die ich jederzeit hätte austauschen lassen können, es aber nicht mehr wollte. Den Blick von meinem Bett über die Dächer der Stadt. Im Sommer war das Wohnzimmer zu laut, sodass man bei geöffnetem Fenster kein Fernsehen schauen konnte. Deswegen war mein Schreibtisch im Schlafzimmer - zum ruhigen Hof raus. Nur morgens, zwischen 6 und 7 wurden man von dem Rattern des Postwagens geweckt, der zur Garage im Hof geschoben wurde, weil sich dahinter die Post befand. So konnte ich wenigstens meine Pakete direkt unten im Haus abgeben oder abholen.
Im Sommer war der Balkon zwischen 11h und 16h nicht zu benutzen , wenn die Sonne schien. Außer man wollte seine Wäsche schnell trocknen. Dafür war er perfekt. Zu Fuß war ich in zwei Minuten in der Fußgängerzone. Sie hatte nicht viel, aber doch alles was man brauchte.
Ich hatte in den fünf Jahren nie das Bedürfnis nach Vorhängen. Sie lag nämlich so, dass man nicht reinschauen konnte. Außer vielleicht ich hätte nackt am Wohnzimmerfenster gestanden. Aber wieso hätte ich das tun sollen.
Die Wohnung war für mich wie eine kleines Penthouse. Meine direkte Nachbarin war so ruhig, ich vergaß, dass es sie gab. Mein anderer Nachbar war so gut wie nie zuhause. Es war mein Rückzugsort. Mein Safe-Space. Sonntage habe ich bis Mittags im Bett verbracht. Mit meinem Kaffee und einem Buch. Das Bett stand an der einzigen Wand, für die kein Bett vorgesehen war. Sie war aber auch die Wand gegenüber der Fenster und der Balkontür. Mein Balkon war nicht im Wohnzimmer sondern im Schlafzimmer - und das verlieh dem Ganzen noch mal etwas ganz Besonderes.
Die Nachbarn waren immer nett - es gab nie Probleme. Ich konnte mein Post vor der Wohnungstür ablegen lassen. Oder unten im Eingangsbereich. Bei uns kam nie etwas weg. Der älteren Nachbarin trugen wir regelmäßig die schweren Einkäufe nach oben. Einen Aufzug gab es nicht.
Dann gab es da noch mein Badezimmer. Ich hatte eine Badewanne. Das war das wichtigste. Eine separate Dusche hatte ich nicht, aber das störte mich nicht im geringsten. Das Fenster im Bad war größer als üblich für ein Bad. Ich liebte es, wie die Sonne reinschien und das Bad dadurch größer erschien als es war. Unzählige Stunden habe ich in der Badewanne verbracht - mit einem Buch, einer Kerze und einem Tee (wenn nötig vielleicht auch einem Glas Wein).
Die Küche habe ich so gut wie nie benutzt. Sie war bereits eingebaut und ich hatte sie abgekauft. Das beste an ihr war aber die eingebaute Waschmaschine. So konnte ich morgens direkt schon waschen und musste dafür nicht extra vier Stockwerke in den Keller.
Hätte ich sie kaufen können, hätte ich es getan. Leider war die Wohnlage nicht ideal. Also für diejenigen, die schnell nach Frankfurt wollten schon, mir gab es leider zu wenig Berge in der Nähe.
Und somit schließt sich das Kapitel Rhein-Main-Gebiet - und es beginnt ein Neues. Im Süden Deutschlands.
Auf Wiedersehen.

Kommentare
Kommentar veröffentlichen