Panoramatour durch die Rhön

Landschaft auf der Wasserkuppe

Donnerstag, ein Tag im September

Ich parke mein Auto oben an der Wasserkuppe. Für 2 €, für einen ganzen Tag (bis 23.59 Uhr), kann man dort auf mehreren großen Parkplätzen parken - und für Bargeldchaoten wie mich, gibt es sogar die Möglichkeit via SMS zu zahlen. Probiert habe ich es nicht - wer ahnt es, ich hatte etwas Kleingeld dabei. Ausnahmsweise.

Dort oben gibt es neben allerhand Restaurants, Segelflugschule, Sommerrodelbahn und Touristikzentrum. Es erinnert mich stark an den Feldberg im Schwarzwald. 

Mein Weg führt mich daher erstmal durch das alte Kasernentor hoch zum Radom (https://radom-wasserkuppe.de/) und damit zum schönsten Ausblick an diesem Morgen. In den Tälern liegt der Nebel noch tief und ich bin an diesem Morgen die Einzige hier oben. An den Wochenenden dürfte hier oben aber sonst wesentlich mehr los sein. Ich befinde mich zudem am höchsten Punkt der Rhön und Hessens - auf 950 m. 

Obwohl das Wetter für heute sehr sonnig und warm werden soll, spüre ich dort oben die Höhenmeter und den Wind der unbarmherzig um die Ohren saust. Ich ziehe mir erstmal meine Regenjacke an (die sollte man tatsächlich immer dabei haben - you never know) und suche mir eine Bank. Ich hatte eine längere Anreise an diesem Tag und mache tatsächlich bereits meine erste Pause - ich habe Zeit an diesem Tag. 

Meine Tour heute besteht aus zweien - die ich versucht habe zu kombinieren. Beide habe ich mir auf meine Uhr geladen und werde zwischenzeitlich die Navigation ändern und neu starten müssen. Ich hoffe es klappt. Ansonsten habe ich immer ein Buch oder eine Karte dabei.

Mein Blick schweift über den Pferdskopf, zu dem ich später noch gehen werde und dem Fliegerdenkmal. Weit hinten sehe ich die Milseburg, eine große Felsformation (Blogeintrag zu meiner Wanderung hierhin folgt noch).  

Ich mache mich auf den Weg. Mir stehen gut 26 Km bevor und ich habe mir heute vorgenommen langsam und gemütlich zu gehen (ob das klappt sehen wir später). Sogar etwas zu lesen habe ich mir eingepackt, damit ich mal wirklich Pausen mache.

So geht es erstmal Richtung Fliegerdenkmal und gen Pferdskopf, einem Ausläufer der Wasserkuppe mit 875 m. 

Die Landschaft erinnert mich stark an Cornwall in Großbritannien. Ich muss gestehen - ich liebe die Wasserkuppe und die Rhön (wartet bis ihr die Tour zur Milseburg lest). 

Das Fliegerdenkmal erinnert an die gefallenen Piloten im ersten Weltkrieg

In der Ferne sieht man schon den Pferdskopf



Der Pferdskopf mit seinen vielen Stufen


Es geht für mich erstmal viele Stufen nach oben. Ja, Stufen werde mich an diesem Tag noch häufiger begleiten...ich ahne zu diesem Zeitpunkt ja noch nichts von meinem Glück...

Von oben hat man mal wieder einen tollen 360 Grad - Rundumblick - und weiter unten steht ein kleines hölzernes - nennen wir es Gipfelkreuz. Zwei Wanderinnen kommen mir gerade recht und so bitte ich sie, ein Foto von mir zu machen. Wir unterhalten uns kurz und dann ziehe ich weiter. Auf der anderen Seite des Pferskopfs wieder hinunter - an Kühen vorbei - hinunter in den Wald. Steil. Über tiefe Stufen. Ohweia. 

Das ,,Gipfelkreuz" auf dem Pferdskopf

Mein Weg führt mich auf dieser Seite des Pferdskopfs nach unten

Tiefe steile Stufen erwarten mich

Meine nächste halbe Stunde führt mich kontinuierlich durch den Wald steil hinab. Mir schwant bereits böses - denn alles was ich runter muss, muss ich irgendwann auch wieder hoch. Zudem ist der Boden teils rutschig und feucht. Für diese Tour muss man unbedingt anständige (am besten knöchelhohe) Wanderstiefel haben. Ich bin einige Male weggerutscht und habe ich mich dankend am Geländer festgehalten. 


Unten angekommen geht es für mich erst einmal links herum - allerdings nur als Abstecher. Hier war ich bereits bei meiner Lamatour (https://mszufussunterwegs.blogspot.com/2021/08/lamaliebe-in-der-rhon-eine-trekkingtour.html) - der Guckaisee. 


Hier kann man wenn man möchte in der Guckai Stuben einkehren und auf der Terasse den Blick über den See genießen. Bei meiner Lamatour war ich dort bereits essen und kann es wärmstens empfehlen. Fernwanderer können hier auch übernachten. Einen Teil der Wandertour, die ich heute laufe, verbringe ich auch auf den Fernwanderwegen E6 und E3. Es bieten sich daher viele Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Weg an. 

Schafe begleiten mich noch öfter auf meiner Tour

Für mich geht es nun erstmal weiter. Hinab Richtung Poppenhausen. Und siehe da, ich komme an den Lamas vorbei. Kurz begrüßen und winken und weiter geht es - ein Stück durch Poppenhausen und vorbei an einem Lebensmittelgeschäft (wer noch Verpflegung benötigt - hier ist die letzte Einkaufsmöglichkeit - sonst kommen nur noch Hütten). Tja, und dann? Dann geht es erstmal wieder nach oben. Ich bin bereits zwei Stunden unterwegs - und die Sonne ist unbarmherzig. Ich suche schon länger eine anständige Bank für eine kurze Pause. Während ich kurz stehen bleibe, sehe ich hinter mir eine Wanderin ebenfalls aus meiner Richtung kommen. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass sie mich den Rest des Tages begleiten wird - physisch als auch mental. 

Durch Poppenhausen führt auch der Segelfliegerweg - ein Themenweg. Weitere Infos hier: http://www.segelfliegerweg-wasserkuppe.de/

Während ich einen weiteren Schnappschuss nehme, geht sie an mir vorbei und fragt mich ob wir heute auf derselben Tour unterwegs seien. Da ich nicht genau weiß wo ihre Tour entlangführt, verneine ich erst einmal und lasse sie bei der nächsten Bank, die ich zum rasten suche weiterziehen. In aller Ruhe trinke ich meinen Kaffee und esse etwas und genieße den Blick über Poppenhausen und die Ebersburg, die ich in der Ferne ausmachen kann. Weiter gehts...vorbei am Waldrand - links die Aussicht - und...ja...da steht sie. ,,Ach wie toll, ich weiß nicht wo ich weiter soll. Die Markierung ist weg" Ich schaue mir ihre Karte an - und versuche auszumachen wo sie hinmöchte bzw. wo sie lang muss. Da die Beschilderung tatsächlich etwas blöd ist und ihre Karte nicht wirklich dazu passt - gehen wir gemeinsam. Ihr Zwischenziel ist nämlich auch mein Zwischenziel. Die Steinwand. Nun denn - also ein Stück in Begleitung an diesem Tag - nicht ganz mein Plan, aber manchmal kommen die Dinge ja doch anders als gedacht. 

Erst mal geht es vorbei an der Steinkapelle und über Wiesen weiter hinauf. Meine Begleitung heute macht mir, trotz ihres auf 50-60 Jahre geschätzten Alters (sie möge mir verzeihen, falls sie das hier liest und ich absolut falsch liege), den Eindruck als wäre sie öfters unterwegs. Sie trägt eine anständige Wanderausrüstung und ist im selben Schritttempo unterwegs wie ich. Zudem ist sie ziemlich agil und fit. Wir passen uns an und kommen direkt ins Gespräch. Ich erfahre, dass sie auch nicht aus dieser Ecke hier kommt und heute einen Ausflug hierher gemacht hat. Dass sie öfters alleine unterwegs ist und so kommen wir schnell auf das Thema Frauen alleine Wandern; Campen; Reisen und - Privates. Ich habe nun schon öfters die Erfahrung gemacht, dass man beim Wandern bzw. Gehen doch wesentlich leichter über bestimmte Themen reden kann, als vielleicht bei einer Tasse Kaffee in einem Café bei der einem die Nachbartische mit ihren Rhabarberohren doch das ein oder andere mithören oder man sich verkrampft gegenübersitzt . Und mal abgesehen davon, wäre ich wohl nicht einfach mit einer fremden Person irgendwo in einem Café und würde mal eben einen Kaffee trinken und über Privates reden :D. Diese Begegnungen entstehen dann doch eher beim Wandern. Während wir so reden muss ich an Hape Kerkelings Buch "ich bin dann mal weg" nachdenken (unbezahlte Buchempfehlung meinerseits). 

Nun ja - wir gehen über Felder mit tollen Aussichten auf die Wasserkuppe wieder hinein in den Wald. Und irgendwann, ja wie es denn auch nicht hätte anders sein können - müssen wir wieder nach oben. Es geht für uns zur Steinwand. Unserem gemeinsamen Ziel. Die Steinwand ist ein Kletterparadies und so sehen wir die ein oder anderen Kletterer diese doch imposanten Felswände hochsteigen. 


Wir umrunden diesen einmal und klettern von der Rückseite über Felsbrocken hinauf. Alleine hätte ich mich das nicht getraut. Dort oben in der Sonne machen wir eine Pause. Die letzte Stunde, die wir gemeinsam gegangen sind, ging vorbei wie im Flug und ich bin schon fast traurig als sich unsere Wege trennen. Wir kennen nicht mal unsere Namen. Wir wissen so vieles und doch nichts. Wir wünschen uns das beste und teilen uns auf - sie rechts herum, ich links. Den Rest meiner Wanderung werde ich über diese Begegnung nachdenken. 

Auf der Steinwand

Ich umrunde die Steinwand noch einmal und gehe durch Wald zurück. Immer wieder sehe ich diese faszinierenden Felsformationen. 


Mein Weg führt mich nun weiter zum Teufelstein. Den nächsten Berg an diesem Tag. 

Hinauf zum Teufelstein


 Vorbei an einer Wiese geht es steil hinauf zum Teufelstein. Leider kommt man nur über Kletterei ganz hinauf - und ohne meine Begleitung traue ich mich das heute an diesem Tag nicht, da auch sonst keiner dort ist. Es muss für diesen Tag reichen. Vielleicht ein anderes Mal. Es geht für mich wieder ein Stück denselben Weg zurück und auf einer Bank im Schatten mache ich eine erneute Pause. Ich genieße die Aussicht und denke nach. Das Wetter ist herrlich, allerdings doch recht warm. Und ich bin froh, dass ich mir viel Verpflegung und Sonnencreme mitgenommen habe. Immer wieder mache ich Fotos und Videos und halte diese Eindrücke fest. Da ich doch noch einige Kilometer vor mir habe, muss auch diese Pause ihr Ende finden. Mein nächstes Ziel? Der Weiherberg

Meine Pausenaussicht, die ich mit meinen Kollegen auf der Arbeit gerne teile

Über eine aussichtsreiche Anhöhe und den Poppenhausener Skulpturenpfad geht es über eine Landstraße, vorbei an einem Gasthof und einer Hütte hinauf - über Stufen - viele davon. Ich bin aus der Puste als ich oben ankomme und die Gäste der Hütte schauen mich amüsiert an. Na die haben es gut - sitzen in der Sonne und lassen sich das Essen schmecken. Ich überlege kurz ob ich mir auch mal eine Pause dort gönnen sollte, entscheide mich aber dagegen. Ich liebe meine Pausen lieber still, für mich alleine, am besten irgendwo an einem Felsvorsprung oder einem Platz mit Panoramablick. Auf dem Weiherberg weisen Schilder darauf hin dass hier ein Modellflugplatz ist und so sausen mir ein paar doch recht große Modellflugzeuge um und über dem Kopf. Ich suche mir eine stille Ecke und mache es mir im Rasen gemütlich. Ich habe für mich an diesem Tag, einen weiteren Lieblingsplatz entdeckt. 

Auf dem Weiherberg

Was ich an dieser Gegend bemerkenswert finde, ist die tolle Beschilderung und Wegweiser mit allerhand Informationen.





Wer viel wandert, wird meine Euphorie für die Schilder vielleicht nachvollziehen können.

Nicht mehr ganz so fern sehe ich mir gegenüber die Wasserkuppe. Dort muss ich wieder zurück und mein Weg neigt sich langsam dem Ende zu. Viel habe ich nicht mehr. Etwa 6 Kilometer. Und da mein Weg hinabführt....schwant mir böses. 



Es geht erstmal vorbei an Abtsroda, einer Ortschaft, und eine Straße querend über einen Parkplatz. Ich muss  meine Navigation wieder umändern, da nun eine andere Tour folgt und es geht - über Schotter - hinauf...Steil versteht sich. 

Ich verpasse die Abzweigung und komme über einen weiten Umweg durch Wald wieder zurück zum Fliegerdenkmal. Nicht ganz, was ich mir vorgestellt hatte - nicht ganz geplant - aber ich bin zurück. Ich suche mir dort noch ein schönes Plätzchen und genieße für eine Weile den Ausblick. Das letzte Mal für heute, bevor ich mich wieder zurück zum Auto und nach Hause begebe. 



Die Tour im Überblick

Distanz:     26, 83 km 
Dauer:       7:54 Stunden
Höhe:         954 Hm

Was ich dabei hatte


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